Der Werdegang von Bettina und Pilgrim

Vom Angstreiter zum partnerschaftlichen Miteinander

Pilgrim:                     geboren im Jahr 2005
Vater:                        Pinto-Araber
Mutter:                     Hessenstute
Geschlecht:              Wallach
Farbe:                        Braunschecke
Kaufdatum:              Februar 2012

Pilgrim ist ein aufrichtiger, ehrlicher, treuer Gefährte, der seinem Menschen gefallen möchte.

Pilgrim war von Beginn an schwer zu verladen; mein 1. Ausritt bestand aus ca. 30 Schritten, er war nicht vom Stallgehege weg zu bewegen. Beim Longieren und Reiten in der Halle war er immer mit allen Sinnen nach außen gerichtet.
Trotzdem habe ich es irgendwann geschafft, mit anderen zusammen auszureiten. Durch Reitunterricht konnte ich mich einigermaßen gut mit seiner Art arrangieren.

Nach und nach wurde er jedoch immer unsicherer, in der Reithalle sowie draußen. Das äußerte sich dahingehend, dass er anfing, nach links wegzuspringen. Das führte zu einigen Stürzen, die zum Glück bisher glimpflich ausgegangen sind. Ich bin immer wieder aufs Pferd, aber im Lauf der Zeit wurde ich immer ängstlicher und saß angespannt im Sattel. Ich hatte immer im Kopf:  Gleich macht er wieder einen Satz nach links, du musst dich festhalten, du musst dies, du musst das. Vorbei war´s mit meiner unbeschwerten Zeit auf dem Rücken meines Pferdes. Es kam, wie es kommen musste: Eines dunklen November Abends im Jahr 2015, während des Reitunterrichts, flog ein großer Raubvogel in die Halle, Pilgrim hat sich erschreckt, hat im Trab einen großen Satz nach links gemacht und ich lag unten. Bin wieder drauf, weitergetrabt, meine Beine haben total gezittert, ich hatte Angst ohne Ende, es dauerte keine 2 Minuten, da machte er wieder einen großen Satz nach links, ich flog runter. Dabei habe ich mir das Steißbein angeknackst und somit war dem Reiten erstmal ein Ende gesetzt. Ich konnte 10 Wochen lang kaum sitzen. In dieser Zeit hat sich meine Angst so gefestigt in meinem Kopf, dass ich mich nicht mehr getraut habe, zu reiten. Ich hab dann ein ganzes Jahr lang Bodenarbeit gemacht, hatte aber immer ein schlechtes Gewissen gehabt, weil ich nicht wußte, wie es weitergehen soll. Nach einem ganzen Jahr wollte ich ihn sogar verkaufen, hab es aber nicht über mich gebracht, weil ich so an ihm gehangen habe. Ich wußte nur, dass es so nicht weitergehen konnte, denn Pilgrim wurde ich nicht gerecht und er hat so einen ängstlichen, unsicheren Menschen an seiner Seite einfach nicht verdient.

Im Frühjahr 2017 kam plötzlich ein jüngeres Mädel auf mich zu und fragte mich, ob ich eine Reitbeteiligung suche. Ich habe zugesagt, denn das war eine gute Lösung für mich: Sie ist geritten und ich habe weiterhin Bodenarbeit mit ihm gemacht.

Aber leider ereignete sich im April 2018 ein Unfall mit meiner Reitbeteiligung. Während eines Ausritts hat er sich vor irgendwas erschreckt, hat wieder seinen berühmten Satz nach links gemacht (diesmal im Schritt), meine Reitbeteiligung fällt und bricht sich bei der Landung das Handgelenk. Das war für mich der absolute Tiefpunkt, wo ich mir gesagt habe: NIE wieder steigst du auf dieses Pferd. Dafür ist Pilgrim zu unberechenbar. Dieser Gedanke hat mich dermaßen runtergezogen, dass er mich in all meinen anderen Lebenslagen begleitet und unentwegt belastet hat. Die ganze Situation war sowas von festgefahren. Ich hatte Angst vor meinem Pferd und die Vertrauensbasis war komplett zerstört. Das wiederum hat Pilgrim gemerkt, demzufolge konnte auch er kein Vertrauen mehr zu mir haben und hat mich nicht mehr als „Leittier“ wahrgenommen.

An diesem Punkt trat Tina in mein Leben. Sie hat mich und Pilgrim beim Longieren beobachtet und ist ihn selber geritten, um ihn kennenzulernen, wie er auf die verschiedenen Hilfen reagiert und um zu sehen, wie er sich bewegt. Danach haben wir mit Bodenarbeit angefangen. Zwischendurch kamen bei mir immer Zweifel hoch, wie genau jetzt diese Bodenarbeit uns beiden später beim Reiten helfen soll. Dann kam der Punkt, wo Tina anfing, Pilgrim regelmäßig zu reiten. Ich habe weiterhin meine „Hausaufgaben“ gemacht und weiter Bodenarbeit mit ihm gemacht. Und tatsächlich, nach einigen Monaten, zeigten sich schon deutliche Unterschiede: Pilgrim lief besser, früher war er immer nach aussen gerichtet, jetzt war er mehr bei dem Menschen, er passte besser auf, er hörte besser zu, im Gesamtpaket wurde alles leichter. Tina hat mich mit winzig kleinen Schritten Stück für Stück meinem Pferd näher gebracht. Sie brachte mir bei, wie ich alleine nur durch veränderte Körperhaltung die Kommunikation mit Pilgrim verbessern kann. Ich wurde am Boden souveräner, sicherer und einfühlsamer.

Das wiederum führte zu dem Punkt, dass ich den nächsten Schritt wagte: Rauf aufs Pferd. Zwar wie ein kompletter Anfänger an der Longe, aber was andere über mich dachten, war mir in diesen Momenten total egal. Es galt, meine Angst zu überwinden. Und das habe ich mit Tina geschafft! Es war ein sehr langer, teilweise schwerer Weg (der mit einigen Tränen während der Trainingseinheiten einher ging), aber ich habe durchgehalten. Ich wollte es mir beweisen, dass ich es schaffen  kann. Mein Ziel war, mit Pilgrim eine Vertrauensbasis zu schaffen; dass ich ohne Angst reiten kann. Aber nicht nur für mich, sondern auch für Pilgrim war es eine Herausforderung, denn auch für ihn war dieser Weg ein Lernprozess.

Tina hat mich durch ihre geduldige, ruhige, emphatische, und konsequente Art sehr beeindruckt. Ihre Arbeit wird nicht durch eine festgeschriebene Reitweise bestimmt. Sie fühlt in die Pferde und in die Besitzer hinein und erkennt die Defizite sowie die daraus zu erkennenden Wege zur Lösung des „Problems“.  Der Unterricht mit ihr wird nie langweilig. Sie lässt sich jedes Mal etwas Neues einfallen. Ich hatte schon vor ihr einige Lehrer, daher kann ich ruhigen Gewissens sagen, dass Tina wirklich einzigartig ist. Sie geht konsequent, strukturiert, klar und sehr fair mit den Pferden und Menschen um. Sie ist sehr vielseitig: Angefangen vom klassischen Dressurunterricht, aber auch Reiten ohne Sattel, Reiten mit Halsring, Freiarbeit mit oder ohne Stangen, Desensibilisierungstraining etc. Sie fragt nach den Wünschen des Menschen, was er noch lernen möchte, oder was sie dem Pferd noch beibringen kann, bei ihr stößt man nie auf Ablehnung. Bei ihr gibt es nicht nur „Schwarz und Weiß“, keine „richtige oder falsche“ Reitweise. Ihr liegt das Wohl und die Gesundheit des Pferdes sehr am Herzen. Bei ihr habe ich zum ersten Mal erfahren dürfen, was es heißt, dem Pferd mit Leichtigkeit zu begegnen. Früher war es oftmals ein Machtkampf. Jetzt kann ich endlich wieder genießen, wenn ich auf meinem Pferd sitze oder Bodenarbeit mache. Zumindest in der Halle traue ich es mich endlich wieder, alleine zu reiten ohne Unterricht. Im Gelände ist Pilgrim immer noch etwas unsicher, obwohl sich das von letztem Jahr auf dieses Jahr zunehmend gebessert hat. Man merkt ihm an, dass er durch die viele Bodenarbeit in Verbindung mit dem Reittraining mit Tina schon viel mutiger und selbstsicherer geworden ist. Und die Hauptsache: Er ist viel umgänglicher geworden. Früher hat ihn ein Blatt im Wind so dermaßen aus der Fassung gebracht, dass er überhaupt nicht mehr ansprechbar war und es sehr schwer war, ihn wieder „runterzufahren“. Tina hat mir beigebracht, wie ich in diesen Situationen agieren soll, so dass ich es schaffe, Pilgrim Halt, Sicherheit und Vertrauen einzuflößen.

 

Ich bin Tina unendlich dankbar. Ich kann es nicht in Worte fassen, was sie mir gegeben hat. Mittlerweile gehe ich mit Tina schon seit 3 Jahren gemeinsame Wege. Auch ich habe mich durch ihren Unterricht zum Positiven geändert.

Dies wiederum hat sich z.B. in meinem Berufsleben bemerkbar gemacht. Mit Stresssituationen kann ich jetzt viel besser umgehen als früher. Ich habe schon mehrere Male positives Feedback von meinen Kolleginnen und meinem Chef bekommen.

Habt Mut zur Veränderung und seid für alle Wege offen sein. Geht in die Selbstreflektion und stellt euer Handeln und eure Körpersprache in Frage.  Denn nur so eröffnen sich neue Wege und Möglichkeiten.

DANKE Tina, für alles! Du bist mir sehr ans Herz gewachsen. ♥